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Vier Tage Italien mit Familie – Como und Mailand aus einer sehr persönlichen Perspektive

 Vier Tage Italien mit Familie – Como und Mailand aus einer sehr persönlichen Perspektive

Weihnachten ist ein guter Vorwand, um den Alltag kurz auszuschalten. Die Termine sind gesetzt, die meisten Menschen haben frei, und irgendwo zwischen Plätzchen, Lichtern und zu viel Essen entsteht dieser seltene Freiraum, in dem man Zeit neu denken kann. Für uns war es genau der richtige Moment, mit der Familie ein paar Tage wegzufahren. Im ersten Moment dachte ich an Montescaglioso (Matera), aber wir wollten nicht weit, nicht kompliziert, aber bewusst. Ein Ortswechsel, der Abstand schafft, ohne gleich eine Weltreise zu starten: Lago di Como &  Mailand.


Piazza del Duomo, in der Weihnachtszeit völlig überfüllt.


Es gab noch einen zweiten, sehr persönlichen Grund für diese Reise. Eigentlich sogar zwei. Der 26. Dezember gehört meiner Nichte Francesca, der 29. mir. Zwei Geburtstage, dicht beieinander, beide mitten in dieser merkwürdigen Zeit zwischen den Jahren, in der alles etwas langsamer läuft und gleichzeitig schneller vergeht. Statt Kuchen am Küchentisch und dem üblichen „Das holen wir nach“ wollten wir etwas anderes: Original Cappuccino und Cornetto in Italien. Gemeinsam unterwegs sein. Erinnerungen schaffen, die bleiben, länger als jedes Geschenkpapier.


Die besten Cappuccini gibts natürlich in Italien.


Wir sind von Karlsruhe aus losgefahren, Richtung Süden, Richtung Como und Mailand. Die Strecke kennt man. Und trotzdem ist jede Fahrt anders.

Die Fahrt: Gotthard, Geduld und gute Laune

Die Stimmung im Auto war überraschend gut. Wirklich gut. Trotz des fast obligatorischen Staus vor dem Gotthardtunnel, der uns knapp eine Stunde gekostet hat. Stillstand, leicht genervte Gesichter in anderen Autos. Bei uns? Musik, Gespräche, Lachen. Sogar Sanchez, unser kleiner Hund, hatte sichtlich Freude an der Fahrt. Zu meiner Überraschung wurde meine Spotify Playliste Toromix2025 gefeiert.

Nach dem Tunnel dann das übliche Gefühl: Die Luft wird irgendwie anders. Weicher. Die Sonne scheint. Italien fängt nicht an der Grenze an, sondern im Kopf. Und manchmal auch mit Schmetterlingen im Bauch.

Ankommen in Como: Der See vor der Haustür

Unser Haus lag keine zwanzig Schritte vom See entfernt. Keine Übertreibung. Tür auf, ein paar Schritte, Wasser. Dieses tiefe Blau, das je nach Licht fast grün wirkt. Morgens ruhig, abends lebendig. Boote, Stimmen, Gläserklirren aus den Bars in der Nähe.


Der Blick aus unserem Schlafzimmer in Como.


Wir hatten nur vier Tage, aber sie fühlten sich länger an. Vielleicht, weil alles so dicht war. Kurze Wege, wenig Planung, viel einfach passieren lassen. Das Wetter war perfekt. Sonne, aber nicht drückend. Etwas frisch. Genau richtig, um draußen zu sitzen, zu gehen, zu schauen.

Die Restaurants? Durchweg stark. Keine Experimente, keine Enttäuschungen. Pasta, Fisch, Wein. Gute Produkte, klare Aromen. Essen, das nicht erklären will, sondern einfach schmeckt. 


Restaurant Dieci Nodi: Wolfsbarsch.


Von Como nach Mailand: Ein Wechsel der Geschwindigkeit

Uns war klar, dass wir auch nach Mailand fahren würden. Die einzige offene Frage war das Wie. Auto, Bus oder Zug? Die Entscheidung fiel erstaunlich schnell auf den Zug. Günstig, unkompliziert, entspannt. Hin und zurück gerade einmal fünf Euro, und nach knapp einer Stunde waren wir von Como Lago aus schon in Mailand, unweit des Castello Sforzesco. 


Die Fahrt von Como nach Mailand war kurzweilig.


Während draußen die weiß bedeckten Berggipfel vorbeizogen und die Sonne durch die Fenster fiel, wurde klar, wie richtig diese Wahl war. Kein Verkehr, kein Stau, keine Parkplatzsuche. Einfach sitzen, schauen, ankommen. Genau so sollte Reisen sein.


Nur wenige Meter vom Bahnhof: Castello Sforzesco.


Mailand ist ein Kontrast. Und genau deshalb funktioniert die Kombination mit Como so gut. Vom ruhigen See in eine Stadt, die immer ein bisschen unter Strom steht. Mode, Architektur, Menschen aus allen Richtungen. Tempo. Jetzt in der Weihnachtszeit ist die Stadt belagert von Massen an Menschen. Ich war schon tausend Mal in Mailand, aber so voll wie jetzt habe ich die Metropole nie gesehen.


Galleria Vittorio Emanuele II, brechend voll.


Wir sind durch die Via Montenapoleone und die Seitenstraßen flaniert. Kein Shopping-Marathon, eher ein Beobachtungsgang. Hier reiht sich ein großer Name an den nächsten: Bulgari, Versace, Ferragamo, Armani, Fendi, Louis Vuitton. Dazwischen Rolex, Omega, Chopard, Moschino, Michael Kors, Tiffany & Co. Schaufenster als Inszenierungen. Man schaut, man staunt, man geht weiter. Die Verkäufer und die "Türsteher" gleichen Topmodels aus der Vogue.

Interessant ist weniger das Kaufen als das Umfeld. Die Menschen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Luxus hier Teil des Straßenbildes ist. Nicht laut, nicht protzig. Eher präsent.

Via Montenapoleone und das Café Marchesi

Via Montenapoleone, die wohl teuerste Straße der Welt.

Mitten in dieser Straße liegt das legendäre Café Marchesi. Seit 1824. Eine Institution. Bekannt vor allem für Panettone, deren Preise bis in Regionen gehen, über die man besser nicht zu lange nachdenkt. Bis zu 1.000 Euro. Für einen Kuchen. Mailand eben.


Das Café Marchesi gleich neben Versace. Beide gehören der Prada Gruppe.


Wir sind trotzdem rein. Neugier. Atmosphäre. Geschichte. Und wir hatten einen Plan. Stehen statt sitzen. Denn wer es nicht weiß: An der Bar oder am Stehtisch zahlt man deutlich weniger als am Tisch. Sitzen ist hier fast schon ein Statussymbol.

Ein kleiner Stehtisch am Schaufenster wurde frei. Perfekt. Wir haben eine Flasche Bisol1542 bestellt. Preis: 50 Euro. Fair. Wer weiß, was es im Sitzen gekostet hätte.

Das Personal war genau richtig. Freundlich, aufmerksam, aber nicht aufgesetzt. Kein übertriebenes Gehabe. An der Tür ein Herr im Sakko, dessen einzige Aufgabe es war, die Tür zu öffnen und sich unauffällig zu verabschieden. Mehr Mailand geht kaum.


Direkt an der Theke im Marchesi 1824.


Ein interessantes Café. Nicht gemütlich im klassischen Sinn, aber spannend. Man fühlt sich für einen Moment als Teil dieser Stadt.


Kann man hier widerstehen?


Familie als eigentlicher Mittelpunkt

So schön Orte, Essen und Eindrücke auch sind: Der eigentliche Grund, warum diese Tage so besonders waren, war die Familie. Meine Schwester Paola, mein Neffe Sergio, meine Nichte Francesca und unser Vater Francesco waren dabei.

Gemeinsame Zeit mit der Familie.


Und dann ist da dieser Moment, den man nicht planen kann. Man schaut seinen Vater an. 82 Jahre alt. Und er steht da, strahlt, lacht, ist präsent. Ehrlich gesagt: besser und frischer als ich. Das ist beeindruckend. Und auch ein bisschen demütigend. Auf eine gute Art.


Wer passt auf wem auf?


Gemeinsame Spaziergänge, Gespräche, Erinnerungen. Keine großen Gesten. Einfach zusammen sein. Das trägt. Mehr als jede Sehenswürdigkeit.

Vier Tage, die bleiben

Vier Tage sind kurz. Aber sie können reichen, wenn man sie richtig füllt. Nicht mit Programmpunkten, sondern mit Momenten. Diese Reise war genau das. Keine perfekte Inszenierung, kein Instagram-Trip. Echt. Unaufgeregt. Und genau deshalb so schön.

Danke für diesen gemeinsamen Ausflug. Hoffentlich können wir das bald wiederholen.


FAQ: Häufige Fragen zu unserem Kurztrip nach Como und Mailand

Wie lange sollte man für Como und Mailand einplanen?
Vier bis fünf Tage sind ideal für einen ersten Eindruck. Como für Entspannung, Mailand für Stadtleben. Wer mehr Zeit hat, kann problemlos verlängern.

Ist die Anreise mit dem Auto sinnvoll?
Ja, besonders aus Süddeutschland. Die Strecke ist gut machbar. Der Gotthardtunnel kann stauanfällig sein, aber mit etwas Geduld geht es.

Ist Mailand sehr teuer?
Mailand kann teuer sein, muss es aber nicht. Essen und Trinken gibt es in allen Preisklassen. Wer aufmerksam ist, findet gute Qualität zu fairen Preisen.

Lohnt sich ein Besuch im Café Marchesi?
Ja, wenn man Atmosphäre und Geschichte schätzt. Tipp: An der Bar oder am Stehtisch bleiben. Das spart Geld.

Ist Como auch mit Hund geeignet?
Absolut. Spaziergänge am See, viele Außenbereiche in Restaurants, entspannte Stimmung. Sanchez hat es geliebt.

Welche Jahreszeit ist ideal?
Frühjahr und Herbst sind perfekt. Angenehme Temperaturen, weniger Andrang, schönes Licht.

Braucht man in Mailand ein festes Programm?
Nicht unbedingt. Die Stadt funktioniert gut über spontane Erkundungen. Einfach treiben lassen.


Labels: 

Italien, Como, Mailand, Kurzurlaub, Familienreise, Via Montenapoleone, Café Marchesi, Reisebericht, Norditalien

Meta-Beschreibung: 

Persönlicher Reisebericht über vier Tage in Como und Mailand. Eindrücke vom See, der Via Montenapoleone, dem Café Marchesi und einer besonderen Familienreise. Authentisch, ehrlich und nah erzählt.

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