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Die Reise der Ungeduldigen: Eine kulinarische Odyssee

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 Die Reise der Ungeduldigen: Eine kulinarische Odyssee. Es war einer dieser Tage, an denen das Abenteuer bereits beim Boarding beginnt. Wir - vier Männer mit einer Mischung aus Vorfreude und leichter Skepsis - starteten unsere Reise vom Baden-Badener Flughafen direkt nach Girona. Die Reise hatten wir, um genau zu sein, schon vor 11 Monaten geplant, als wir ein Tisch im wohl besten Restaurant der Welt reserviert hatten. Ein großes Fragezeichen schwebte über unseren Köpfen: Was würde uns erwarten? Die Vorstellung war simpel und doch so komplex: Ein Besuch im "El Celler de Can Roca" - zweimal zum besten Restaurant der Welt gekürt. Die Roca-Brüder waren nicht einfach Köche, sie waren Künstler, Alchemisten des Geschmacks. Unsere Ankunft in Girona war wie ein erster Blick in ein Märchenbuch. Die Stadt, alt und zeitlos, schien uns bereits zu flüstern: "Ihr seid hier, um etwas Besonderes zu erleben." Als wir abends das Restaurant betraten, war es, als würden wir eine un...

Warum Cafés in Barcelona genug von Langsitzern haben

Kaffee, WLAN und Geduld: Warum Cafés in Barcelona genug von Langsitzern haben

Ich bin selber Gastronom in Karlsruhe und sehe die ganze Problematik mit gemischten Gefühlen. Einerseits verstehe ich meine Kollegen in Barcelona: Man kann von einem Espresso für 1,20 Euro kaum leben, wenn der Gast dann zwei Stunden den Tisch blockiert. Andererseits weiß ich aus eigener Erfahrung, dass genau diese Gäste – die bleiben, reden, vielleicht arbeiten – ein Café auch lebendig machen. Es ist kompliziert.

Die Ausgangslage in Barcelona

Barcelona ist seit Jahren eine der beliebtesten Metropolen Europas. Rund 12 Millionen Besucher pro Jahr, mehr als doppelt so viele wie die Stadt Einwohner hat. Die Gassen sind voll, die Strände überfüllt, die Bars ständig belegt. Für die Gastronomie ist das Fluch und Segen zugleich.

Das Problem: Touristen verhalten sich anders als Einheimische. Viele sehen ein Café als Büro-Ersatz. Laptop auf, Handy laden, WLAN nutzen – und dabei nur einen Cortado trinken. Das funktioniert für den Betrieb nicht.

Ein Beispiel: Ein Café im Viertel Eixample führte einen „Zeittarif“ ein. Kaffee solo: 1,20 Euro. Wer länger als 30 Minuten bleibt: 2,50 Euro. Klingt drastisch, machte aber landesweit Schlagzeilen.

Italien als Vorbild?

In Italien ist es längst üblich, dass der Preis von Ort und Dauer abhängt. Wer in Rom, Florenz oder Neapel einen Espresso an der Theke trinkt, zahlt oft nur 1 Euro. Setzt man sich an den Tisch, kann derselbe Kaffee 3 bis 5 Euro kosten. Nicht, weil der Kaffee besser wäre, sondern weil Sitzplätze knapp und wertvoll sind.

Dieses Modell könnte für Barcelona Vorbild sein. Unterschiedliche Preise je nach Konsum-Situation – völlig normal. Nur: Die Spanier sind es bisher nicht gewohnt. Dort ist der Café solo fast eine Art Grundrecht.

Zahlen, Daten, Fakten

  • Durchschnittspreis Espresso in Barcelona (2024): 1,20–1,50 €
  • Durchschnittspreis Cappuccino in Deutschland: 3,20–3,80 € (Großstädte bis 4,50 €)
  • Gewerbemieten in Barcelonas Innenstadt: bis zu 45 €/m²
  • Durchschnittlicher Stundenumsatz pro Sitzplatz laut Gastroverband: 8–12 €
  • Stromkosten für Gastronomie in Spanien seit 2021: +35 %

Wenn also ein Gast für 1,20 Euro zwei Stunden einen Platz besetzt, fehlen im Extremfall 15–20 Euro Umsatz. Bei täglich 20 solcher „Langsitzer“ entstehen Verluste von 300–400 Euro – summiert auf den Monat mehrere tausend Euro.

Rechtliche Lage in Spanien

Rechtlich dürfen Cafés ihre Preise frei festlegen. Bedingung: Die Preisinformationen müssen klar ersichtlich sein. Auf der Karte, am Tresen oder auf Schildern. Nur so ist es verbindlich.

Heimlich am Ende mehr verlangen? Illegal. Auch das Nachberechnen von „Sitzzeit“ ohne Hinweis wäre Abzocke. Doch wenn es klar draufsteht, ist es legal.

In Deutschland ist es ähnlich: Die Preisangabenverordnung schreibt Transparenz vor. Ein Café in Berlin könnte also problemlos schreiben: „Cappuccino 3,50 €, Aufenthalt max. 60 Minuten. Danach Aufschlag 2 €.“

Fair oder frech?

Die Debatte spaltet. Betreiber sagen: „Wir müssen überleben.“ Gäste denken: „Das ist Abzocke.“

Ein Beispiel: Eine Erasmus-Studentin zahlt 1,20 Euro für einen Café con leche, arbeitet eine Stunde am Laptop, plötzlich kostet es 2,50. Das wirkt erst einmal unfair, auch wenn es auf der Karte steht.

Doch man darf nicht vergessen: Barcelona ist eine Stadt mit enormem Kostendruck. Gastronomen kämpfen mit steigenden Preisen, Personalmangel und touristischem Überlauf.

Reaktionen von Gästen

Auf Bewertungsplattformen wie TripAdvisor zeigen sich beide Seiten. Manche loben die Ehrlichkeit: „Endlich mal klare Regeln, so weiß man, woran man ist.“ Andere fühlen sich übervorteilt: „Nie wieder dieses Café, Touristenfalle.“

Besonders deutsche Touristen reagieren sensibel. Laut einer Umfrage des Deutschen Reiseverbands (DRV, 2023) achten 67 % der Befragten stark auf „Preisfairness“ im Urlaub.

Deutsche Perspektive

Auch in Deutschland gibt es das Problem. Vor allem in Großstädten. In Berlin oder Hamburg sieht man oft Gäste, die stundenlang an einem Laptop sitzen.

Der DEHOGA-Verband berichtet: Rund 30 % der Betreiber wünschen sich Möglichkeiten, Langsitzer stärker zu regulieren. Bisher passiert das eher subtil: kein WLAN, laute Musik, fehlende Steckdosen. Kaum jemand traut sich, offiziell Zeitpreise einzuführen – aus Angst vor schlechter Publicity.

Internationale Vergleiche

  • Paris: Unterschiedliche Preise sind Standard. Am Tresen billig, am Tisch teuer. Ein Café crème kostet dort schnell 4–5 Euro, wenn man draußen sitzt.
  • New York: Manche Cafés haben „Laptop-freie Zonen“, besonders in Stoßzeiten. Dort wird man freundlich, aber bestimmt gebeten, Platz zu machen.
  • Tokio: „Time cafés“ sind völlig normal. Man zahlt pro Stunde, hat dafür Ruhe, WLAN und Getränke-Flat.
  • London: Einige Ketten experimentieren mit Mindestumsatz. Wer länger bleibt, muss eine Kleinigkeit nachbestellen.

Alternative Konzepte

  1. Mindestverzehr pro Stunde: Statt Preisverdoppelung könnte man einen Mindestumsatz festlegen: z. B. 5 Euro pro Stunde.
  2. Coworking-Cafés: Cafés, die bewusst auf Langsitzer setzen. Mit Steckdosen, Ruhe und Abo-Modellen.
  3. WLAN zeitlich begrenzen: WLAN nach 30–60 Minuten kappen. Wer weitersurfen will, muss neu bestellen.
  4. Zonenprinzip: Vorne Schnelltrinker-Bereich ohne WLAN, hinten Lounge mit klarer Zeitregel.
  5. Service-Modelle ändern: Höhere Grundpreise, dafür Wasser oder kleine Snacks gratis.

Persönliche Einschätzung

Ich als Gastronom denke: Transparenz ist alles. Ein klarer Hinweis „Preis gilt für 30 Minuten“ ist besser als versteckte Aufschläge. Dennoch – die Atmosphäre lebt vom Miteinander. Gäste, die sich wohlfühlen, kommen wieder. Wer sich abgezockt fühlt, kommt nie zurück.

Gefahr fürs Image Barcelonas?

Barcelona steht ohnehin in der Kritik: zu viele Touristen, steigende Mieten, überfüllte Straßen. Wenn jetzt auch noch Cafés mit Zeitpreisen Schlagzeilen machen, kann das das Bild verschärfen: „Touristen werden abgezockt.“

Doch realistisch: Solange es nur einzelne Cafés betrifft, wird die Stadt ihren Reiz nicht verlieren. Problematisch wäre es erst, wenn große Ketten oder ganze Viertel nachziehen.

Psychologischer Effekt

Interessant ist der psychologische Aspekt: Preisverdoppelung nach Zeit wirkt wie Strafe. Mindestverzehr dagegen wie Einladung. Das eine schafft Widerstand, das andere Akzeptanz. Schon kleine Unterschiede in der Kommunikation entscheiden über die Reaktion der Gäste.

Fazit

Barcelona kämpft mit einem realen Problem. Cafés müssen wirtschaftlich denken. Gäste wollen fair behandelt werden. Preisverdoppelungen sind legal, aber riskant fürs Image.

Kluge Alternativen wie Mindestverzehr, Coworking-Modelle oder WLAN-Limits könnten die bessere Lösung sein. Am Ende geht es um Balance: Wirtschaftlichkeit für Betreiber, Gastfreundschaft für Besucher.

FAQ

Darf ein Café in Spanien den Preis einfach verdoppeln, wenn ich länger bleibe?
Ja, solange es klar auf der Karte oder am Eingang steht.

Und in Deutschland?
Auch möglich, wenn die Preisinformation transparent ist.

Ist das fair?
Kommt auf die Sicht an. Für Betreiber wirtschaftlich, für Gäste oft ungewohnt.

Welche Alternativen gibt es?
Mindestverzehr, Zonen, Coworking-Modelle oder zeitlich begrenztes WLAN.

Macht das Barcelona unbeliebt?
Solange es Einzelfälle bleiben: nein. Flächendeckend könnte es das Image beschädigen.

Labels: Barcelona, Kaffee, Gastronomie, Tourismus, Preise, Spanien, Cafés, WLAN, Recht, Konsumverhalten, Italien, Deutschland, internationale Vergleiche



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