Die Reise der Ungeduldigen: Eine kulinarische Odyssee

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Vor fast einem Jahr haben wir einen Tisch im Disfrutar reserviert. Ein Klick auf der Webseite, Bestätigung im Postfach – und dann zwölf Monate warten. Keine Übertreibung: Die Warteliste ist lang, die Nachfrage riesig. Jetzt sind es nur noch wenige Wochen, bis es endlich soweit ist. Ein bisschen fühlt es sich an wie vor einem Konzert, auf das man ewig hingefiebert hat. Nur eben mit Messern und Gabeln.
Das Disfrutar liegt im Herzen von Barcelona, genauer:
Carrer de Villarroel 163, 08036 Barcelona.
Der Stadtteil heißt Eixample Esquerra. Keine touristische Postkarten-Gegend, sondern eher ein ruhiges Wohnviertel mit Cafés, Bars und kleinen Geschäften. Wer das erste Mal dorthin fährt, könnte fast annehmen, man sei falsch. Kein Prunkbau, keine Glasfassade. Außen ist das Restaurant erstaunlich schlicht. Ein unauffälliger Eingang, fast zurückhaltend. Doch kaum tritt man hinein, öffnet sich eine helle, minimalistische Welt: Keramik, mediterrane Farben, klare Linien. Kein Ablenkungs-Kitsch, kein unnötiges Beiwerk – der Fokus liegt auf dem, was auf den Teller kommt.
Und das ist viel mehr als „nur“ Essen.
Das Disfrutar ist ein Gemeinschaftswerk. Die drei Küchenchefs Oriol Castro, Eduard Xatruch und Mateu Casaña haben sich im legendären El Bulli kennengelernt. Dort haben sie Seite an Seite mit Ferran Adrià gekocht, gelernt, experimentiert. El Bulli gilt bis heute als Geburtsstätte der modernen Avantgarde-Küche. 2011 schloss es – doch das Ende war eigentlich ein Anfang.
2014 eröffneten die drei Köche ihr eigenes Restaurant. Kein Kopieren von El Bulli, kein Nostalgieprojekt. Sondern etwas Neues. Heute, zehn Jahre später, stehen sie an der Spitze der kulinarischen Welt.
2015: Disfrutar wird von der Akademie der katalanischen Gastronomie als bestes Restaurant ausgezeichnet.
2016: Aufnahme in die Liste von OAD (Opinionated About Dining).
2018: Drei Soles in der spanischen Guía Repsol – vergleichbar mit Michelin, aber stärker auf Spanien fokussiert.
2019: Erste Aufnahme in die Best Chef Awards.
2023: Preis der spanischen Gastronomievereinigung für die besten Küchenchefs.
2024: Dritter Michelin-Stern. Außerdem Platz 1 der „World’s 50 Best Restaurants“ – die vielleicht wichtigste Auszeichnung in der internationalen Gourmetszene.
Von „vielversprechend“ zu „Nummer 1 weltweit“ in weniger als zehn Jahren. Das schaffen nicht viele.
Was erwartet einen im Disfrutar? Keine klassische Menüabfolge mit Vorspeise, Hauptgang, Dessert. Stattdessen: 25 bis 30 Gänge. Kleine Kunstwerke. Überraschungen. Texturen, die man so nicht kennt.
Beispiele aus früheren Menüs (die ständig wechseln):
„Panchino mit Kaviar“ – ein luftiges, frittiertes Brötchen, gefüllt mit Kaviarcreme.
„Gazpacho aus Himbeeren mit Wasabi“ – süß, scharf, kalt, fruchtig.
„Sphärische Oliven“ – eine Weiterentwicklung der El-Bulli-Olive, die im Mund zerplatzt.
„Macaron aus Idiazabal-Käse“ – sieht aus wie ein französisches Dessert, schmeckt aber herzhaft.
Das Spannende: viele Gerichte sind spielerisch. Manchmal muss man etwas mit den Händen essen, manchmal sieht man gar nicht sofort, was auf dem Teller liegt. Es ist ein Mix aus Staunen, Lachen und Genuss.
Und ja – satt wird man trotzdem.
Anders als viele Sterne-Restaurants listet das Disfrutar alle Mitarbeiter namentlich auf. Küche wie Service. Das ist ungewöhnlich und sympathisch.
In der Cocina arbeiten u.a. Eric Andrada, Lucía Ferre, Md Humayun Kabir, Yeray Álvarez, Juan Lozano, Pierre Ringot, Roy López, David Cot, Emanuele Giliberti, Fran Morell, Matteo Rossi, Lola de Isidro, Aram Roure, David Garrido, Julieta Mora, Martí Mata, Giuseppe Riglietti, Musfiqur Ramhan, Paco Lara, David Gil, Blanca Vélez.
Im Service (Sala) sorgen u.a. Vicente Lara, Rodrigo Briseño, Andrea Bergamasco, Eric Batet, Daniel Iván González, Anna Nikolova, Carolina Sanmartín, Yoba Marilenny Méndez, Evgeniya Shibaeva, Vinyet Cabestany, Carlota Corado, Fortià Vilalta, Javier Alfageme, Francesco Bonetti, Inna Hladiy, Irina Fernández, Emilie Pinol, Emanuele Lo Iacono, Marta Ruiz, Patricia Peribañez, Iván Villamuera, Albert Torrellas für den Ablauf.
So etwas liest man selten. Normalerweise bleiben die vielen Hände hinter den Kulissen unsichtbar. Hier nicht.
Ein Menü kostet 315 Euro pro Person (Stand 2025), Getränke nicht eingerechnet. Ein Glas Wein gibt es ab etwa 15 Euro, die Weinbegleitung bewegt sich bei 175 Euro.
Reservierungen erfolgen ausschließlich online über die offizielle Webseite. Freie Tische erscheinen oft nur 9–12 Monate im Voraus. Wer kurzfristig hofft, braucht Glück oder eine Absage eines anderen Gastes.
Spanien ist ein Land der Hochküche. Neben Disfrutar gibt es weitere Restaurants, die weltweit Rang und Namen haben:
El Celler de Can Roca (Girona): Drei Brüder, drei Sterne. Lange Zeit selbst Nr. 1 in den „World’s 50 Best“. Bekannt für emotionale Küche und experimentelle Desserts. Von Barcelona in gut einer Stunde erreichbar.
Arzak (San Sebastián): Seit Jahrzehnten ein Klassiker. Juan Mari Arzak war einer der Väter der „nueva cocina española“. Heute führt seine Tochter Elena Arzak das Restaurant. Drei Sterne, viele treue Stammgäste.
Akelarre (ebenfalls San Sebastián): Küchenchef Pedro Subijana, drei Michelin-Sterne, traumhafte Aussicht aufs Meer.
Mugaritz (Andoni Luis Aduriz): Vielleicht das radikalste Fine-Dining-Restaurant Spaniens. Hier wird auch mal mit Bitterstoffen, ungewohnten Texturen oder überraschenden Zutaten gespielt.
Im Vergleich dazu ist das Disfrutar jünger, frecher, experimenteller. Während Can Roca auf Emotion und Harmonie setzt und Arzak eine Brücke zwischen Tradition und Moderne schlägt, wirkt das Disfrutar fast wie ein Forschungslabor.
In ein paar Wochen sitze ich also da, an einem der hellen Holztische im Disfrutar. Vor mir ein Menü, das man nicht googeln kann, weil es ständig wechselt. Um mich herum Menschen, die dafür sorgen, dass jeder Handgriff sitzt.
Und ich? Ich werde wahrscheinlich staunen, lachen, vielleicht auch mal die Stirn runzeln, wenn etwas ganz Verrücktes serviert wird. Am Ende bleibt hoffentlich das Gefühl: Es hat sich gelohnt, ein Jahr zu warten.
Wie lange im Voraus sollte man reservieren?
Am besten 9–12 Monate.
Adresse des Restaurants?
Carrer de Villarroel 163, 08036 Barcelona, Spanien.
Welche Auszeichnungen hat Disfrutar?
Drei Michelin-Sterne (2024), Platz 1 der „World’s 50 Best Restaurants 2024“, drei Soles in der Guía Repsol seit 2018, u.v.m.
Welche Köche stehen dahinter?
Oriol Castro, Eduard Xatruch und Mateu Casaña.
Wie viele Gänge umfasst ein Menü?
Meist 25–30 Gänge.
Was kostet ein Menü?
Ca. 315 Euro pro Person.
Welche anderen Top-Restaurants gibt es in Spanien?
El Celler de Can Roca (Girona), Arzak (San Sebastián), Mugaritz, Akelarre.
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Ein Jahr Wartezeit für einen Tisch im Disfrutar Barcelona – Platz 1 der „World’s 50 Best Restaurants 2024“, drei Michelin-Sterne, drei Soles in der Guía Repsol. Infos zu Lage, Menü, Preisen, Team und Vergleiche mit Can Roca und Arzak.
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